Donnerstag, 7. Februar 2008

Man soll ein buch nicht nach seinem einband beurteilen...

Wieder so ein siebengescheider spruch zu beginn. Ich will auch gleich mit dem hintergrund rueberkommen.
Ihr erinnert euch vielleicht noch an die 800 km anhalterfahrt. Das war já schon echt weit aber nichts im vergleich mit dem LKW der mich fuer 1800 km (d.h. zwei tage und eine nacht) mitgenommen hat. Es haette auch eine rekordverdaechtige fahrt werden koennen und zwar ueber 3000 km aber ich bin vorher ausgestiegen. Die fahrt ging von ushuaia nach buenos aires – fuer mich bis comodoro rivadavia. Aber zurueck zum spruch von eben. Der trucker war das buch das von aussen eher schaebig daherkam. Mario, so sein name, war wirklich ein buch. Ein lexikon. Auf jede noch so unterschiedliche frage wusste er eine antwort. Sei es architektur, landwirtschaft oder die letzte zusammenkunft der Real Academia de la Lengua Española. Mario war ende 40, sah aus wie -vorsicht, ehrlichkeit kann schmerzen- ende 50, was wohl seinem beruf geschuldet ist. Der argentinier hat lange fettige haare und wenn er lacht –was er gern aber irgendwie muede tut- kommen seine 3 zaehne zum vorschein. Hinter der dicken brille verbergen sich jedoch die augen eines gutherzigen und ausgeglichenen menschen.
In den 2 tagen unserer gemeinsamen tour erfuhr ich dinge wie bspw. dass die beruehmten patagonischen schafe nicht aelter als 4 jahre werden, da sie wegen der fehlenden ozonschicht frueh erblinden und dann bald auf dem grill landen. Auch nach einem 12 stunden arbeitstag war mario noch gewillt von sich heraus die juengste geschichte argentiniens zu erzaehlen. D.h. er erzaehlte einerseits ueber eigene erlebnisse mit der militaerdiktatur und andererseits ueber den bankrott im jahre 2001, der argentinien ueber nacht vom musterknaben suedamerikas zum armenhaus werden liess.
Der erste eindruck, den wir von jemand haben ist wichtig und sicher entscheidend fuer die kurz darauf folgenden momente. Mir scheint es aber noch wichtiger im hinterkopf zu behalten, dass ein jeder mensch einmalig ist und wir von jedem etwas lernen koennen –egal wie unattraktiv oder unterschiedlich von uns selbst dieser mensch sein mag.
Meine reise neigt sich dem ende zu und damit treten neue herausforderungen auf den plan und in vorderste Front. Damit ist dann wohl auch die zeit gekommen bei einem becher Mate (argentinischer Tee, wenn man so will) dinge revuepassieren zu lassen und diese gedanke in worte fuer ein paar freunde und bekannte zu packen.
Wer allerdings bisher lieber im geiste mitgereist ist, dem will ich nicht nur die psychische bewegung sondern auch die physische bewegung der letzten wochen wiedergeben.
Ich war beim letzten blog auf dem weg zum suedlichsten punkt meiner reise (Ushuaia, Feuerland). Vn da aus ging es, wie schon angedeutet, per LKW gen norden, bis etwa 1500 km vor Buenos aires. Ein schlenker in richtung anden brachte mich zu einer bezaubernden seenlandschaft (Nationalpark Los Alerces). Camping bei strahlendem sonnenschein, chillen und grillen mit neuen freunden. Das highlight fuer mich war es in einem trinkwassersee zu schwimmen. Herrlich! Fluesse und seen aus denen man so trinken kann. Já- so was gibts noch!
In buenos aires traf ich am 29.1. ein. Zeitgleich mit meinem alten freund alex, der seitdem mit mir die lande unsicher macht. Von buenos aires ging es ueber den la plata fluss nach uruguay und von da aus wieder zurueck nach argentinien. Ins dreilaendereck Iguazu- die groessten und wohl specktakulaersten wasserfaelle der welt. Noch am selben tag betrat ich dann das letzte land dieser reise: brasilien. Fuer 5 tage haben wir jetzt erstmal ruhe vor langen busfahrten, dann geht es von der insel florianópolis nach Rio de Janeiro. Der carnival in rio fand ohne uns statt. Glaube ich jedenfalls. Wir haben einen kleinen geschmack von karneval in brasilien hier auf /Florianopolis erlebt. War nicht von einer anderen welt. Also muss doch noch irgendwann rio her. Naechster halt ist Rio, dann fliegt Alex wieder heim.
Die uhr tickt also auch fuer mich. Ein wiedersehen mit einigen von euch rueckt damit naeher. Etwas muss aufhoeren, damit etwas anderes beginnen kann.

Bis bald
Euer MIKE