Mittwoch, 13. Mai 2009

Korallentraeumerei

Weder der Belag auf den Zaehnen, noch die wahnwitzigen Strassenueberquerungen fehlen mir seit ich aus Cairo raus bin. Wie erholsam die Stille sein kann, wurde mir spaetestens in der weissenWueste wieder deutlich. Haette der Wind nicht geweht, so waere die Geraeuschlosigkeit geradezu vollkommen gewesen.Weisser Kalksandstein und dazwischen Sand. Eine bizarre Landschaft, wie eine andere Welt. Der Himmel war bedeckt, was bedeutete, dass das japanische Flitterwochenpaerchen und ich nicht der prallen Sonne ausgesetzt waren. Der Nachteil darin war allerdings, dass, an diesem Fleckchen Erde, wo die Nacht nicht durch die Lichter von Strassenlaternen und Haeusern erhellt wird, auch der Sternenhimmel verdeckt blieb.
Ein echtes Problem wurde der Wind aber erst in der zweiten Nacht. Der Wind wurde unvermittelt staerker und artete in einen Sandsturm aus. Das japanische Paerchen lag auf einer Duene in der naehe des Camps. Der Windschutz des Camps hielt den Sand nicht davon ab in das Camp einzudringen. Bald schmeckte ich ihn durch den Mundschutz und die Decke. Auch der Tourguide konnte sich nur noch in decken einwickeln. Irgendwann fluechtete ich mich in den Jeep, wo mir ien paar stunden schlaf vergoennt waren. Am naechsten morgen war der Sturm vorbei und ich stand auf um nach den Japanern zu sehen. Ich fand die beiden halb mit Sand bedeckt, die Koepfe verhuellt mit Tuechern, die Augen mit Schwimmbrillen geschuetzt. Beide wachten gerade auf sprachen miteinander, dann mit mir und lachten laut ueber die Art und Weise wie sie die letzte Nacht ihrer FLitterwochen verlebt hatten. Azushi und Midori sind wirklich wunderbare Menschen!
Im Kalkstein selbst bemerkte ich dunkle Stellen, wie Flecken in einer makellose weissen Tischdecke. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich, dass es sich um Steine handelte, die, Stueck fuer Stueck, von Wind und Sand herausgewaschen werden. Diese Steine stellten sich bald als Fossilien heraus. Ich erkannte Korallenstuecke und hier und da eine Muschel. Ein zu Kalk und Stein gewordener Meeresgrund war es also, auf was ich da stand. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich an selber Stelle vor ein paar Millionen Jahren stehe, und hier Korallenbaenke und jede Menge Wasser das Bild formen. Tauchen ohne Atemgeraet.
Die Zeitreise beging ich etwa eine Woche nach diesem Wuestentrip. In Luxor nahm ich vorher aber die kulturellen (und touristischen) Highlights in Augenschein. Die Graeber im Tal der Koenige und der Karnagh-Tempel sind schon zurecht vielbesuchte Staetten. Ich will mir die Sklavenarbeit gar nicht vorstellen, die noetig war, auf so elegante Weise tausende von Kubikmetern Gestein zu zertruemmern, um so gaenge und Stollen entstehen zu lassen, in denen spaeter ein ein ueberdimensionaler Sarkofarg transportiert wurde. Dennoch bringen es noch nicht einmal die Pyramiden in Gizeh auf einen so hohen Jahresumsatz wie ein 1940 von deutschen Bombern versenktes englisches Schiff, die SS Thistlegorm. Sie ist heute ien beliebter Tauchplatz.
Womit ich beim Tauchen bin. Auf einer Budget-Reise diesem Hobby zu froehnen scheint widerspruechlich. Tatsaechlich aber ist ein Tauchgang mit Ausruestung hier in Dahab schon fuer unter 20 euro zu haben. Das liess ich mir nicht nehmen und kam so zu dem Genuss, die millionen-von-Jahren –Reise, wie ich sie mir in der weissen Wueste vorgestellt hatte, nun in der Realitaet zu erleben. Allerdings mit Atemgeraet.
Korallen als Fossilien sind schoen, keine Frage. Korallen in bunten Farben, in gehirnform oder in der Form eines Baumes oder einer Lunge, um die herum sich maritimes Leben schaart, ist traumhaft! Das Meer an sich uebt eben einen ganz eigenen Reiz aus. Deshalb ist es auch ein wenig schade, dass ich schon in wenigen Tagen von diesem Lebensraum getrennt sein werde. Ich verlasse Aegypten und setze ueber nach Jordanien. Bilanzziehend kann ich schon heute sagen, dass zwei Wochen nicht genug sind, um Aegypten, die Wiege unserer Zivilisation, zu ergruenden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo mein Bruder,
freut mich von dir zu hören und noch mehr das es dir gut geht.
Auch ich find das Land der alten Pharaonen sehr schön.
Bin mal auf deine Eindrücke aus Jordanien gespannt...musst viel Berichten !!!
Wie bist du eigentlich dorthin gekommen...?
Übers Land d.h. Israel, oder übers Wasser?
Es grüssen dich Yaldiz und Volkan

Henry hat gesagt…

Hi Mike,

Schöne Grüsse auch von Mischu!

Dein Reisebericht aus Ägypten liest sich

wirklich gut. Have much fun in

Al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāshimiyya.

Best Regards

Anonym hat gesagt…

Servus Mike!

Darf gleich Sushi essen gehen, also mach ich´s kurz: Schade, dass wir uns vor deiner Abreise noch nicht auf eine cana haben treffen können. Lo haremos enseguida quando volveras, vale? Ansonsten möchte ich nicht verhehlen, dass ich jetzte auch gerne in Kairo wäre, verd...! :)

Disfrutalo bien todo und pass auch Dich auf, compadre! Pozdrawiam, Humberto