Dienstag, 18. März 2008

Etwas geht zu Ende, etwas anderes fängt an


Die Schweigemeditation ist zwar schon lang vorbei, dennoch melde ich mich erst jetzt bei euch. Entschuldigt bitte! Meine Zeit in Südamerika war an ihrem (vorläufigen) Ende angekommen. Ich wollte lieber noch was erleben als zu schreiben.
Ich bin zurück! Ich sage “zurück“, nicht “zu Hause“, da ich mich auch andernorts sehr zu Hause gefühlt habe. Der Begriff ist nach meiner Ansicht mehr, als eine Adresse, an die man immer wieder zurückkehrt.
Aber zurück zum Thema: die Schweigemeditation war für mich nicht ganz so verschwiegen. Der Grund dafür war, dass ich diesmal nicht als Schüler sondern als Koch mit von der Partie war. Die, die mich aus meiner gastronomischen Zeit kennen, werden jetzt stutzen. Ich habe tatsächlich für 60 Leute gekocht. 10 Tage lang. Ich war dann alles, vom Spüler bis zum Küchenchef. Bei zwei Gelegenheiten sogar Schlangendomteur.
Von Río de Janeiro ging es nach Paraty, wo ich mir eine Art Schule ansah. Das Arbeiten mit Kids hat es mir irgendwie angetan. Der Ort Paraty, zwischen Río und Sao Paulo gelegen, ist passenderweise gleichzeitig ein Urlaubsort mit wunderschönen Stränden. Durchaus Attribute, die mir ein weiteres Praktikum schmackhaft machen.
Es reichte dieses Mal allerdings nur zum Kennenlernen, da die Pflicht “zu Hause” in Münster ruft, meiner kleinen, feinen Studentenstadt. Also fuhr ich weiter in die weniger kleine Stadt Sao Paulo (10 Mio. Menschen in der Stadt, weitere 8 Mio. in den Vororten). Ein Verkehrschaos, das seines Gleichen sucht.
Über New York ging es dann nach Frankfurt. Und damit ist die Reise auf einmal zu Ende. Nicht unerwartet aber dennoch unwirklich. Ein kalter Wind pfeift mir ins Gesicht und lässt mich wissen, dass ich wirklich wieder zurück bin. Hallo nördliche Hemisphäre! Auf einmal sind Ampeln und durchgezogene Linien auf dem Boden wieder Maßregeln und nicht mehr nur bloße Empfehlungen.
Und was hab ich denn gelernt in den letzten 6 Monaten (schließlich ist Reisen ohne etwas zu lernen nicht viel mehr als Umweltverschmutzung - nah, vielleicht nicht ganz so krass..)?
Ich habe gelernt bzw. bestätigt bekommen, dass Freundschaft universell ist und überall besteht. Diese Erkenntnis erwächst aus etlichen neuen Freundschaften, von denen die eine oder andere sicherlich den Zahn der Zeit überlebt und so zu einem Juwel in der Schatzkammer meines Herzens werden wird.
Was ich in beruflicher Hinsicht gelernt habe, sind weitere Teilerkenntnisse bezüglich einer zukünftigen Beschäftigung. Ich verstehe die berufliche Laufbahn in meinem Fall als ein Mosaik, dem über die Zeit nach und nach Steine hinzugefügt werden und dessen Gesamtbild erst sehr spät deutlich wird (das hört sich jetzt wahrscheinlich erst mal an wie eine schnörklig formulierte Ausrede, ist aber ernst gemeint!).
Weitsicht ist die Einsicht. Ich meine damit die Erkenntnis, das Leben unverkrampfter zu leben (weil das wirklich auch geht, fragt die Südamerikaner J ).
Im Meditationskurs wurde uns die buddhistische Weltsicht vermittelt. Danach ist alles in ständiger Veränderung und nichts für immer. Ich will mir diese Weltsicht gern zu eigen machen, weil ich sie für richtig halte. Meine Interpretation ist, zu versuchen, gleichgültiger (im positiven Sinn) zu leben.
Die Frage ist nur: kann ich dieses Bewusstsein der Gelassenheit über die Zeit retten? Schwierig sich nicht stressen zu lassen, wenn der eigene Kopf keine Hängematte kennt. Weniger metaphorisch ausgedrückt heißt das, es ist schwer den Tag zu leben (carpe diem), wenn nur die Leistung zählt. Ich will versuchen in diesem Kontext das Wort “Gesellschaft” nicht zu verwenden (und habe es irgendwie schon getan). Das Reisen macht was eine bestimmte Gesellschaft angeht abgeklärter. Und in sofern bildet die Reise den Reisenden doch immer.
Zu Meditation kann jeder stehen wie er will. Ich habe jedoch keine Zweifel daran, dass jeder Mensch einen spirituellen Ausgleich braucht. Viele nehmen den Sport, andere den TV als mentalen Ausgleich. Ich denke die richtige Meditation (denn es gibt auch hier eine Art riesiges Warensortiment - wie es zeitgemäßer nicht sein könnte- bei dem ein jeder seine Form finden kann) ist wirkungsvoller. Das muss aber jeder selbst entscheiden. Wichtig ist mir am Ende dieser Reise und dieses Blogs nur eins und damit verabschiede ich mich von jedem Einzelnen von Euch: SEI GLÜCKLICH UND LEBE FRIEDLICH (mit allen anderen aber auch mit dir selbst!)!
Danke, dass ihr dabei ward. Euer MIKE