Sonntag, 4. November 2007

Vorsicht! Bitte nicht auf die Finken treten.

Es ist alles noch ein bisschen so als waere ich gerade aus einem traum erwacht. Gestern kam ich hier wieder in Quito an. Gestartet war die Maschine in Baltra, Galapagosinseln(!). es war eine kurzschlussentscheidung die Inseln doch noch zu besuchen. Vor knapp 2 wochen sass ich im internetcafe in quito als eine nachricht meiner mutter mich nochmal ins gruebeln brachte und schliesslich dazu fuehrte meine enscheidung nicht nach Galapagos zu fliegen sogar umstuerzte. Darueber bin ich spaetestens heute sehr dankbar. Ein aehnlich euphorisches gefuehl hatte ich aber dann auch als ich das ticket am Montag 22.10. in der hand hielt. Abflugtermin der 23.10. mit der landung in Galapagos liess ich dann auch den nieselregen und die kaelte der hauptstadt hinter mir. Ich wusste vorher nicht, dass man Galapagos ueberhaupt als individualturist bereisen konnte. Aber man kann! Es geht auch ohne kreuzfahrtschiff und damit freier in der eigenen Planung und vorallem preiswerter. Am Flughafen von Baltra dann das uebliche Bild: taxifahrer die einen in irgendein hotel bringen wollen (um spaeter eine kommission zu erhalten), Touranbieter, die dich verplanan wollen, etc. Anders war da nur die gepaeckausgabe, die sich ausserhalb des „terminals“ befindet und wo man eine LKW-ladung gepaeck agwarten muss, bevor man in eine art schuppen darf um sein gepaeck zu schnappen. Noch bevor ich mich auf die suche nach einem hotel gemacht hatte, hatte ich schon Pelikane, Fregatvoegel, allerlei abgefahrene Baeume und Buesche gesehen. Die unterkunft war schnell gefunden (Nebensaison). Das erste war dann endlich die wanderschuhe und vorallem die Socken los zu werden und in badelatschen die gegend zu erkunden. Der fette strand ist zwar gut 2 km vom Ort Puerto Ayora entfernt, der weg dahin aber wunderschoen und der strand jede muehe wert. Sand der seinen vergleich mit mehl antreten kann, so fein und weiss wie er ist. Kurze zeit spaeter sah ich dann die schwarzen Iguana(echsen) auf den vulkansteinen liegen. Ich als fan habe sie dann aus der distanz fotographiert. Ich konnte ja noch nicht wissen, dass ich weiter hinten am strand um sie herum gehen musste, um nicht auf sie zu treten. Auf dem rundweg zwischen zwei straenden liegen die vollgefressenen meeresechsen und versuchen ihren wechselwarmen koerper nach einem langen, kalten tauchgang wieder zu erwaermen. Sie liegen dann in scharen neben und uebereinander und rotzen das ueberschuessige salz aus ihren nasen. Wenig aesthetisch aber dennoch durch ihre behaebigkeit und das scheinbar staendige Grinsen in ihren gesichtern irgendwie cool!
Neben der fauna ist Galapagos beruehmt fuer seine flora. Da sind in erster Linie die Mangroven zu nennen, die ein derartigen Tierreichtum ueberhaupt erst ermoeglichen. Die besonderheit die Archipels ist, dass die inseln unterschiedlich alt sind. So sind die oestlichen inseln Española und san cristobal etwa 6-8 millionen jahre alt waehrend die westlicheren wie bspw Isabela nur etwa 700 000 jahre jung sind. In letzterer ist bis heute grosse aktivitaet festzustellen. Erst vor 2 jahren ergossen sich lavastroeme ueber einen teil des vulkanes. Bis zum heutigen tag steigt rauch aus verschiedenen kratern auf und der geruch von schwefel umschwirrt die nase. Das untercshiedliche Alter hat dazu gefuehrt, dass sich auf jeder der inseln endemische pflanzen oder tiere entwickelt haben. Charles darwin hat seine Evolutionstheorie an den Finken festgemacht, die in groesse und Schnabelform in allen inseln leicht unterschiedlich sind. Ich weiss nicht ob dem alten Forscher die Finken auch auf die hand geflogen sind, als dieser vor der Baeckerei ein broetchen ass. Mir jedenfalls hat einer ganz dreist von meinem Broetchen abgebissen. Es ist ueberhaupt so, dass die Tiere ihre natuerliche Scheu uaf Galapagos zwar besitzen aber diese wesentlich weniger ausgepraegt ist. Man muss wirklich aufpassen auf manchen wegen nicht auf die Finken oder auf kleine echsen zu treten. Die schoenste erfahrung hinsichtlich zutraulicher tiere hatte ich zwischen zwei tauchgaengen. Uns wurde freigestellt eine halbe stunde schnorcheln zu gehen vor einer seehundkolonie. Keine 5 minuten vergingen und ein neugieriges Tier schwamm um mich herum. Die tierchen haben so etwas wie humor, wie mir scheint. Die robbe tauchte immer aus einem toten winkel auf, schwamm wie ein pfeil auf mich zu und drehte im letzten moment ab. Dabei stiess sie luft aus und schien „BUH!“ zu sagen oder zu bellen. Ich haette leichthin den ganzen restlichen tag damit verbringen koennen ohne mich zu langweilen. Doch der zweite tauchgang wartete. An dieser stelle will ich aber den ratschlag des tauchlehrers weitergeben, wonach seeloewen gefaehrlicher sind als haie. Wenigstens in galapagos, wo die haie im allgemeinen reichlich lecker fisch und krake vorfinden und an menschenfleisch nicht interessiert sind. Es ist vermutlich so, dass man es bei den „so suessssen“ Robben leichter an respekt fehlen laesst als bei haien. Da auch robben wilde tiere sind verteidigen die sich auch wenn´s ihnen zu bunt wird.
Der ratschlag war wichtig, da uns der naechste tauchgang an eine stelle fuehren sollte, wo man durchaus auf hammerhaie treffen kann. Den ersten sah ich schon vom boot aus, als wir uns gerade die ausruestung anlegten. Vorfreude (und adrenalin) stieg. Ich sah dann auch eine ganze menge getier unter wasser: ein dutzend adlerrochen schwebten direkt zu anfang in formation vorbei, ausserdem jede menge schildkroeten, rochen, eine krake, baracudas, nadelfische und vieles mehr (schwarze korallen, sandaale –oder wie die heissen). Angeblich auch hammerhaie, wenn man den handzeichen und der aufregung unseres jungen divemasters vertrauen kann. Das problem ist, dass man sich an diese fische „anschleichen“ muss. Der divemaster ist leider wild paddelnd in deren richtung geschwommen und als ich naeher ran kam, war kein hai mehr zu sehen. Dennoch einer der bisher besten tauchgaenge – und wassermaessig der kaelteste!
Ich habe in den 10 tagen auf dem archipel 2 der inseln besucht: santa cruz und isabela. In letzterer habe ich die landschildkroeten gesehen, die dem archipel ihren namen gaben. Der name leitet sich von der form des panzers der tiere ab, der dem sattel der spanischen eroberer aehnelte: der „Galapago“. Die einzigen tierchen, die ich nicht sehen konnte waren die pinguine. Die eigentlich am weitesten im norden lebenden pinguine der welt sind seit einiger zeit den galapagosinseln untreu geworden. Der grund sind wohl veraenderungen im meer. Aufgrund absterbender algen hat das meer in den letzten jahren zwei mal seinen naehrstoffreichtum eingebuesst und so wanderten die kleinen wasservoegel ab.
Ich aenderte das rueckflugdatum und verlaengerte so meinen aufenthalt auf den inseln. Ich wollte einfach nicht gehen. Ein stueck vom paradies, das dieser planet einmal war, hat sich auf galapagos erhalten. Ich habe mir vorgenommen eines nicht allzu fernen tages wieder zu kommen. Hoffentlich hat sich bis dahin etwas an der verwaltung der inseln geaendert. Hoffentlich haben die bewohner, die nicht vom tourismus leben, alternative einnahmequellen gefunden. dann wird vielleicht niemand mehr die Haie finnen (fuer den asiatischen markt) und die Seegurken abfischen (fuer den selben unersaettlichen Markt). Das eigentliche Problem sind die leute die die politische Macht haben und denen, die die gewinne der kreuzfahrtschiffe einstreichen. Die Stiftungen dominieren seit fast 50 jahren die geschehnisse auf galapagos und die tourismusunternehmen bringen das kapital ein. So passiert auf galapagos das, was vielerorts passiert –um nicht zu sagen auf der ganzen welt: es bildet sich eine allianz aus politischer macht und Geld. Ich will glauben, dass sich daran was aendern wird! Denn wenn schon die gedanken hinsichtlich der zukunft negativ sind, wie soll man sich da eine positive zukunft aufbauen? Es ist eben doch irgendwie so, wie es mein Motorrad-Fahrschullehrer vor jahren ausgerueckt hat: „Man faehrt genau dahin, wo man hinblickt!“
In diesem Sinn augen auf und bis zum naechsten mal!
MIKE

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